Griechische Inseln

Knossos - Ein Palast auf Kreta

Etwa fünf Kilometer südöstlich von Iraklion liegt Kretas wichtigste und größte Touristen-Attraktion: Der antike Palast von Knossos stammt aus der minoischen Zeit, wurde im 19. Jahrhundert entdeckt und ist seitdem weltbekannt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts legte der Engländer Sir Arthur Evans mit seiner Archäologen-Gruppe nicht nur sorgfältig die Ruinen frei, sondern baute den riesigen Prachtbau auch wieder auf.

Zwar ist das Resultat wissenschaftlich sehr umstritten und von (zu)viel persönlicher Interpretation des Engländers geprägt - der Laie gewinnt hier trotzdem phantastische Einblicke in die Welt der minoischen Könige vor drei- bis viertausend Jahren.
Aufgrund ihrer Einzigartigkeit zählt die gesamte Anlage zum europäischen Kulturerbe.

Die Hochkultur der Minoer

Ihre Herkunft ist bis heute nicht restlos geklärt, es deuten aber immer mehr Erkenntnisse darauf hin, dass sie Europäer waren: Die Minoer, so benannt nach dem Mythen-König Minos, erreichten Kreta vor Tausenden von Jahren. Ihre Bevölkerungszahl nahm stetig zu, ihre Kultur gilt als die älteste Hochkultur Europas. Die Minoer verfügten nicht nur über eine der größten und am meisten gefürchteten Mittelmeerflotten, sie bauten auch riesige Paläste - den bedeutendsten davon in Knossos.

Geschichte des Palastes

Erstmals errichtet zwischen 2100 und 1800 v. Chr., wurde der Palast von Knossos mehrfach durch Erdbeben und Vulkanausbrüche zerstört und danach jeweils wieder aufgebaut. Der jüngste der Paläste bedeckte mit seinem Gebäude-Ensemble eine Fläche von 21 000 Quadratmetern. Über bis zu fünf Stockwerke verteilten sich nach archäologischen Schätzungen etwa 1300 Räume. Wie alle minoischen Palastanlagen war auch diese zu keiner Zeit befestigt.

Kreta war keineswegs eine arme Insel Der prunkvolle Palast diente als Verwaltungszentrum, enthielt jedoch auch zahlreiche Werkstätten und Magazine. In seinen Vorratskammern lagerten mannshohe Tonkrüge (die sogenannten Pithoi) voll von Wein, Olivenöl, Honig und Getreide. Ihr gesamtes Fassungsvermögen wird auf 78 000 Liter geschätzt. Im Verwaltungszentrum wurden auch die Steuereinnahmen aufbewahrt.
Anfang des 14. vorchristlichen Jahrhunderts führte - so vermuten Archäologen - unter anderem eine Invasion der Achäer in Kreta zum Untergang der minoischen Kultur. Der durch die Angreifer zerstörte Palast wurde aufgegeben.

Auf seinen im Jahre 1878 entdeckten Ruinen baute zu Beginn des 20. Jahrhunderts der bereits erwähnte Sir Arthur Evans die Anlage so wieder auf, wie sie heute zu besichtigen ist.

Der Gebäude-Komplex

Wie bei allen vergleichbaren Bau-Ensembles aus der Zeit der Minoer gruppieren sich auch in Knossos alle Gebäude um einen rechtwinkligen Zentralhof (53 x 28 Meter). Schmale, geradezu labyrinthartig verwinkelte Gänge, reich bemalte und verzierte Treppenhäuser, Säle und Galerien - alles läuft auf diesen Innenhof zu.

Manche der Räume sind durch sogenannte Polythyroi miteinander verbunden. Solche Innenwände - ein typisches architektonisches Element aus der minoischen Kultur - bestehen aus einer Reihe von deckenhohen Türen. Sie können nach Bedarf geöffnet oder geschlossen werden und so Räume abtrennen oder miteinander verbinden.

Vom Eingang im Westhof gelangt der Besucher über diverse Korridore ins Innere des Palastes, dessen Herz der sogenannte Thronsaal ist. Hier lässt sich eine Replik des Alabasterthrons bewundern, der Archäologen an dieser Stelle fanden. Während im Ostflügel der Anlage die Gemächer des Königs gewesen sein sollen, werden die Räumlichkeiten der Königin im Südflügel vermutet. Hier sind prachtvolle Fresken erhalten, unter anderem die Abbildung eines Delfins. Ein weiteres eindrucksvolles Fresko im Erdgeschoss des Südkorridors präsentiert den Lilienprinzen, andere zeigen die Damenkleidung der damaligen Zeit oder stellen Sportwettkämpfe dar.

Bereits in der Antike waren die Innenräume des Prachtbaus mit einem Heiz-System und fließendem Wasser ausgestattet. Es gab schon damals Sitzbadewannen und Toiletten mit Wasserspülung. Mit einem ausgeklügelten System aus Terracotta-Röhren und steinernen Rinnen wurde jeder Tropfen Regenwasser aufgefangen und in eigens aufgestellten Zisternen gesammelt.
Etwas außerhalb, am Rande des Gesamtkomplexes, befindet sich das antike Theater. Es bot ungefähr 500 Zuschauern platz.

Besucher-Andrang und Renovierungsphasen

Knossos ist ein Besucher-Magnet und entsprechend überlaufen. Um dem größten Andrang zu entgehen, empfiehlt es sich, gleich morgens oder erst am späten Nachmittag anzukommen. So lässt sich auch im Sommer die extreme Hitze (Getränke und Sonnenschutz mitbringen!) etwas meiden. Um alles in Ruhe auf sich wirken zu lassen, sollte man mindestens 2 Stunden einplanen.

Jährlich 600 000 Besucher gehen selbst an einer solch antiken Anlage nicht spurlos vorüber. Beständige Renovierungsarbeiten führen immer wieder dazu, dass Teilbereiche für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sind.

Es gibt übrigens auf Kreta noch drei weitere Ausgrabungsstätten minoischer Paläste: Phestos, Kato Zahros und Malia. Dem Vergleich mit Knossos hält jedoch keine von ihnen Stand.

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