Psira - eine Insel bei Kreta
Eine scheinbar unscheinbare Insel bei Kreta, Sie ist längst unbewohnt, landschaftlich sehr karg und hat nur eine spärliche Flora zu bieten. Dennoch ist die Insel Psira bei Kreta unbedingt einen Ausflug wert. Neben Resten eines byzantinischen Klosters finden sich hier Ruinen einer Hafenstadt aus der minoischen Zeit. Nicht nur archäologisch Interessierte erhalten bei der Besichtigung spannende Einblicke in das Leben der Einwohner von Kreta und Umgebung in der Bronzezeit.
Geographie
Die 2300 Meter lange, bis zu 900 Meter breite und mit einer Fläche von 1,4 Quadratkilometern recht kleine Insel liegt nur wenige Kilometer nördlich der ostkretischen Küste im Golf von Mirabello. Die hügelige Insellandschaft erhebt sich an ihrer höchsten Stelle 204 Meter hoch über das Meer.
Von Mochlos oder auch von Agios Nikolaos aus ist Psira gut mit dem Boot zu erreichen und bietet sich somit als Ausflugsziel für Kreta Urlauber an.
Geschichte und Sehenswertes
Zur Zeit der Minoer befand sich auf Psira ein wichtiger Drehkreuz-Hafen. Um ihn herum bildete sich in amphitheatrischer Form eine Ansiedlung von etwa 60 Gebäuden. Hier lebten Händler, Handwerker, Seeleute und Fischer. Alle Anzeichen lassen darauf schließen, dass der damalige Fernhandel über das Meer Psira zu einer der wohlhabenden Städte von Kreta machte. Die Häuser waren von unterschiedlicher Größe, waren aber fast alle mit einem Feuerplatz ausgestattet. Errichtet wurden sie aus grob behauenem Kalkstein, wie er auf der Insel vorkommt. Die meisten der Gebäude hatten mindestens zwei Stockwerke, im größten von ihnen befand sich ein Tempel. Vom Hafen aus erreichte man über zwischen den Häusern verlaufende Treppen den weiter oben gelegenen Stadtteil.
Die minoische Stadt Psira lag ursprünglich auf einer Landzunge nördlich der Hafenbucht. Im Laufe ihrer Geschichte wurde sie mehrfach zerstört (unter anderem im Jahre 1450 vor Christus beim Ausbruch des Vulkans auf Santorini), verlassen und dann wieder neu besiedelt.
Große Teile der antiken Hafenstadt sind inzwischen unter dem Meeresspiegel versunken und somit nicht mehr zugänglich. Die an der heutigen Küstenlinie und höher gelegenen Ruinen lohnen jedoch eine Besichtigung. Zahlreiche archäologische Funde, darunter Steingefäße und hochwertige Keramiken im sogenannten Palaststil, gewähren hier Einblicke in den Lebensalltag der frühesten europäischen Hochkultur.
Neben den minoischen konnten auch einige römische Gebäude nachgewiesen werden. Zur Römerzeit gab es an der höchst gelegenen Stelle der Insel ein Leuchtfeuer und am Hafen eine kleine Ortschaft. Die besondere Beschaffenheit einiger der gefundenen Scherben lässt darauf schließen, dass es auf Psira auch eine kleine griechische Ansiedlung gegeben hat.
Mit den Ausgrabungsarbeiten auf Psira begann Anfang des 20. Jahrhunderts ein amerikanischer Hobby-Archäologe, der von türkischen Seeleuten einen entsprechenden Tipp bekommen hatte. Nach ersten Probegrabungen im Jahre 1906 ging er, zusammen mit 80 Arbeitern, im Sommer 1907 intensiv zu Werke. Außer den bereits genannten Gebäuden fand er noch Terrassen-Anlagen, die von den damaligen Bewohnern für den Ackerbau genutzt wurden, und legte die Überreste eines minoischen Friedhofs frei.
Reste eines Gipsreliefs, das er in einem der Häuser fand und das eine Königin oder Göttin darstellte, kann man heute auf Kreta im archäologischen Museum von Iraklio bewundern.
Vergleichbar ist die Siedlung von Psira mit der etwas bekannteren, gar nicht so weit entfernten Ausgrabungsstätte von Gournia im nordöstlichen Kreta.
Die Karte von Psira
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